Die ersten Tage in Curitiba

Es sind mittlerweile ca. zwei Wochen vergangen, dass wir in Curitiba angekommen sind. In den ersten Tagen haben wir versucht so gut es ging unser Gepäck, dazu zählen unsere Koffer, aber auch all die Pakete die wir in den letzten zwei Jahren hier her geschickt haben, in unseren zwei Zimmern zu verstauen. Das war eine Herausforderung, denn der Platz ist knapp und wir mussten genau überlegen wie wir die Dinge Ordnen um ohne großes Suchen und Räumen an die alltäglichen Dinge herankommen. Glücklicherweise haben Bees Eltern für uns ein Hochbett hier in Curitiba schreinern lassen. Als Vorlage diente unser Bett in Deutschland. Wir sind mega froh dieses Bett zu haben, da es uns viel Platz spart.

Die Coronasituation

Aktuell sind die Infektionszahlen in Brasilien insgesamt rückläufig. Der 7-Tage Trend zeigt aktuell in etwa 20000 Neuinfektionen pro Tag. Den Zahlen nach zu urteilen, bekommt man hier die Pandemie langsam unter Kontrolle.

Die aktuellen Infektionszahlen
Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/
Die aktuellen aktiven Fälle
Quelle: https://www.worldometers.info/coronavirus/

Curitiba – A Cidate mais ecologica do Brasil

Curitiba ist die Landeshauptstadt des Bundesstaats Paraná im Süden von Brasilien. Paraná wird im Osten vom atlatischen Ozean, im Süden vom Bundesstaat Santa Catarina, im Westen von Paraguay und Argentinien und im Noden von den Bundesstaaten Mato Grosso do Sul und Sao Paulo begrenzt. Der Bundesstaat besitzt mit ca. 200.000km² etwas mehr als die halbe Fläche Deutschlands (x 0,6). Curitiba befindet sich auf einem Plateau in ca. 1000m Höhe ca. 70 km vom atlantischen Ozean entfernt. Hier leben ca. 2 Millionen Menschen auf einer Fläche von 435km². Es herrscht Seeklima (Cfb) mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 17°C, hoher Luftfeuchtigkeit und etwa 1400mm Niederschlag pro Jahr . Der Lebensstandart ist einer der höchsten in Brasilien. Die Stadt wird durch ihre Stadtplanung mit vielen Parks, ihrem guten öffentlichen Nahverkehr und weiteren Umweltaktivitäten als die ökologischste Stadt Brasiliens geführt.

Die Inbetriebnahme

Wir haben einiges an Technik aus Deutschland mit nach Brasilien gebracht. Der Hauptgrund ist, dass technisches Equipment in Brasilien sehr teuer ist. Zum anderen gibt es hier in Brasilien für Heimanwender häufig nur Produkte mit eingeschränktem Funktionsumfang, die zum Teil nicht oder nur sehr eingeschränkt auf die persönlichen Belange angepasst werden können. Zum Beispiel gilt hier in Brasilien am heimischen Internetanschluss Routerzwang. Das bedeutet das ausschließlich Router vom Internetprovider am Anschluss betrieben werden dürfen. Die Geräte die an den Kunden ausgeliefert werden, sind derart eingeschränkt, dass zum Teil gar keine Anpassungsmöglichkeiten gegeben sind. Zudem sind die Geräte im Hinblick auf die Sicherheit absolut nicht zu empfehlen. Firmwareupdates sind hier im Heimbereich extrem selten. Um diesem Problem entgegenzutreten, haben wir uns aus Deutschland unter Anderem eine FRITZ!Box 4040(affiliate), einen FRITZ!Repeater 3000(affiliate) und einige Raspberrypi’s (affiliate)+ zusätzliches Equipment(affiliate) mit nach Curitiba gebracht. Daraus haben wir uns nun unser Heimnetz zusammengebaut. Die Fritz!Box ist als einziger Client mit dem Router unseres Internetproviders verbunden. Die Fritz!Box arbeitet dabei im NAT-Modus und nutzt den Router des Providers und dessen Modem nur als Uplink. Sie spannt ein eigenes entkoppeltes Netz/Gastnetz, dessen WLAN mittels des Fritz!Repeaters auf die gerammte Wohnung erweitert wird auf. Zusätzlich dient ein RaspberryPi als sogenanntes Pi-Hole um unerwünschte Werbung und unerwünschtes Tracking zu unterbinden. Innerhalb unseres Heimnetzes entkoppelt ein RaspberryPi zusätzlich das Netzwerk meiner kleinen IT-Beratungsfirma. Über unsere eigenen VPN-Zugangspunkte ist der Empfang von deutschen Fernsehen, Netflix und AmazonVideo(affiliate) problemlos möglich. Das Manko an unserer Netzwerkkonfiguration ist, dass wir leider kein IPv6 nutzen können. Unser Provider stellt uns leider nur ein /64 Subnetz zur Verfügung. Obwohl man dieses weiter in Subnetze unterteilen könnte, beschreibt der IPv6 Standard dies als kleinstes Subnetz. In Deutschland werden häufig /56 Netze von den Providern zur Verfügung gestellt, sodass diese im Heimnetz, mit der richtigen Hardware, weiter unterteilt werden können. In Curitiba beträgt die Netzspannung 127V mit einer Netzfrequenz von 60Hz (Deutschland 230V/50Hz). Alle verwendeten Geräte und Netzteile müssen auf diese Bedingungen angepasst werden. Für die Fritz!Box und den Repeater musste ich noch in Deutschland passende Netzteile kaufen.

Obst und Gemüse

Brasilien ist ein riesiges Land. Es ist in etwa so große wie der europäische Kontinent und besteht im Grunde genommen aus der tropischen und subtropischen Klimazone. Das Angebot an Obst und Gemüse ist daher sehr reichlich. Gebietsweise können mehrere Ernten im Jahr eingefahren werden. Die Agrarindustrie stellt einen der größten Industriezweige und Arbeitgeber des Landes dar. Dementsprechend ist dieser Industriezweig effizient organisiert und finanziell gut aufgestellt. Obst und Gemüse kann vor allem in Läden, die sich auf Waren der Handelsklasse zwei und niedriger beschränken, sehr günstig erworben werden. Das hilft vor allem den armen Bevölkerungsschichten, die auf Grund ihres geringen Einkommens auf den Zugang zu günstigen Lebensmitteln angewiesen sind. Waren der Handelsklasse eins werden zum einen in Supermärkten um ein vielfaches teurerer angeboten und zum anderen auch zu einem großen Teil mit China, der EU und den USA gehandelt. Aktuell genießen wir das große Angebot an Obst und Gemüse. Es leistet einen großen Beitrag für unsere Ernährung. Vor allem tropisches Obst wie Papaya, Mamao, Bananen und allerhand Zitrusfrüchte sind eine große Bereicherung für uns. Obwohl Brasilien der weltweit sechstgrößte Honigproduzent ist, ist Honig hier kein Billigprodukt. Die Honige sind sehr aromatisch und die Preise sind mit Honigen des mittleren Preissegments in Deutschland vergleichbar. Wir sind schon sehr gespannt, wann wir unseren ersten eigenen Honig imkern werden. Bees Eltern stellen ihren eigenen Joghurt und ihren eigenen Quark her. Die dazu benötigte Milch wird bei lokalen Milchbauern erworben.

Der Bosque

Bees Eltern besitzen hier in Curitiba einen sogenannten Bosque. Als Bosque bezeichnet man ein kleines Waldstückchen der Mata Atlantica (atlantischer Regenwald). Mehr als 70% des Bosque sind noch ursprünglicher atlantischer Regenwald. Der atlantische Regenwald ist eine tropische und subtropische Vegetationsform und erstreckt sich an der brasilianischen Ostküste von den Bundestaaten Rio Grande do Norte im Norden des Landes bis Rio Grande do Sul im Süden des Landes. Von den ursprünglich 1.300.000 km² wurden im 19. und 20. Jahrhundert 1.205.000 km² abgeholzt. Heute sind in etwa noch 9% erhalten. Nur noch 1% der ursprünglichen Fläche des atlantischen Regenwaldes befinden sich im Ursprungszustand. Im Bosque gibt es über 90 einheimische Pflanzen-, unzählige Tierarten und eine Wasserquelle. Hier finden seltene und vom Aussterben bedrohte Bienenarten (Mandacaia, Guaraipo, Mirim und Jatai) ein Zuhause und er dient uns als Naherholungsgebiet in Mitten der Großstadt Curitiba. Die Bienen der genannten Bienenarten besitzen allesamt keinen Stachel, sondern andere Abwehrmechanismen. Wir werden euch über unsere Aktivitäten im Bosque auf dem Laufenden halten. In Zukunft wollen wir versuchen auch Honigbienen zu halten und unseren Frühstückshonig selbst zu gewinnen 😃. Der Mosquito Pólvora hat uns bei unserem ersten Besuch im Bosque direkt mit mehren Stichen willkommen geheißen. 😂

Das Bierbrauen

Wir haben uns natürlich schon Gedanken darüber gemacht, wie wir hier unser Bier brauen können. Leider sind aktuell die Gegebenheiten zum Bierbrauen nicht ganz optimal. Unsere Einkochbrauerei ist auf dem Transportweg zum Teil verloren gegen und zum Teil durch den Zoll beschädigt worden. Glücklicherweise ist das Kleinequipment mehr oder weniger unbeschadet angekommen. Wir wohnen aktuell auf engem Raum, sodass wir uns im Vorfeld noch Gedanken darüber machen müssen, wie wir den Gär- und Lagerprozess geregelt ablaufen lassen können. Wir haben zwar einen weiteren Kühlschrank gekauft und auch einen passenden Gärtank aus Edelstahl gefunden, aber wir brauchen unseren Kühlschrank zu einem gewissen Teil auch für unsere Lebensmittel. Ein weiterer Kühlschrank lässt sich so einfach nicht in unserer Wohnung unterbringen. Hier müssen wir noch etwas tüfteln. 😎 Die Mineralstoffzusammensetzung des Wassers ist hier in Curitiba nicht besonders gut zum Bierbrauen geeignet. Der PH-Wert des Wassers ist mit 5,4 – 6 zu niedrig und das Wasser ist Mineralstoffarm. Wir müssen das Wasser entweder aufwendig aufsalzen und den PH-Wert anheben oder wir müssen eine Quelle finden deren Wasser sich besser eignet. Eventuell lässt sich das Wasser auch mit anderem Wasser verschneiden sodass sich die Braueigenschaften verbessern. Der Aufbau des Brausystems wird aber noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Wir sammeln aber bereits Flaschen für die Abfüllung unseres zukünftigen brasilianischen Biers. 😋

Der erste Lauf

Selbstverständlich ist mir auch hier in Curitiba die Lust am Laufen nicht vergangen 😉. Also habe ich mir unmittelbar nach unserer Ankunft eine Joggingstrecke herausgesucht. Sie ist noch nicht ganz optimal, da ich noch einige größere Straßen queren muss und die Luftqualität an den großen Straßen in Brasilien schlecht ist. Viele ältere Autos fehlt die Abgasaufbereitung, das Resultat ist, dass die Luftqualität in der Nähe größerer Straßen sehr schlecht ist. Abseits der größeren Straßen wird sie durch den oft wehenden Wind und die, für brasilianische Verhältnisse, großzügige Bewaldung schnell besser. Mit einer Länge von 14,8km, einem akkumulierten Aufstieg von 450m und einer maximalen Höhe von knapp über 1000m Meter ist sie aktuell jeden Morgen noch eine kleine Herausforderung. Der Höhenunterschied im Vergleich zu meinen deutschen Laufstrecken ist nicht ganz zu vernachlässigen. Ich werde in nächster Zeit noch etwas Zeit für die Optimierung der Strecke aufwenden.

Die ersten Tage in Curitiba